12 Trailer, 16.000 Schuhkartons, 600 Kartuschen Silikon, 125 Tonnen Kies, 40 Kilo Heißkleber, 600 LED-Lampen
Auf der Mailänder Design Week geht es schon lange nicht mehr nur um Möbeldesign. Auch viele branchenfremde Unternehmen reisen mittlerweile zum Design-Gipfel der weltweit größten Möbelmesse an, um abseits des Messegeländes der Fiera Milano Rho ihre Visionen von Design zu präsentieren. Auch Sportartikelhersteller Nike mischt sich schon seit Jahren unter die ausstellenden Brands. In diesem Jahr beeindruckte das Unternehmen die Designwelt mit der Ausstellung „The Nature of Motion“. Das Unternehmen mietete sich für knapp einen Monat in einer alten im Süden Mailands gelegenen Industrie-Location unweit der Fondazione Prada ein. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Sportmarke zehn internationale Designer aufgefordert, sich mit dem Thema Bewegung auseinanderzusetzen, um die Ergebnisse dieses Kreativprozesses auf der Messe zu präsentieren. Für den Umbau der Location und die Umsetzung des Designkonzepts wurde die satis&fy AG beauftragt. Drei Wochen benötigte der Eventdienstleister für die Abwicklung des Setups, insgesamt 30 Messebauer, 15 Techniker und 20 Helfer waren beteiligt.
In drei Trailern wurden die Original-Nike-Schuhkartons nach Mailand transportiert und vor Ort fünf Tage lang von zwölf Helfern zusammengefaltet. „Wegen der Brandschutzauflagen mussten die Kartons mit B1‑zertifizierten Styropor-Inlays versehen werden“, erklärt satis&fy Project Manager Guido Klose. Diese hatte man von einem Dienstleister aus dem Rhein-Main-Gebiet eigens anfertigen lassen. Um die Stabilität der Wand zu garantieren, wurden die Schuhkartons miteinander verklebt, was mehr als 40 Kilo Heißkleber und 600 Kartuschen Silikon verbrauchte.
Die Umsetzung des Projektes brachte eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich. So lagen anfangs keine Genehmigungen für den Betrieb der Halle als Eventlocation vor. Außerdem musste diese für die Veranstaltung komplett saniert werden. „Das war für uns eine ausnehmend spannende Baustelle; es war fast so, als würden wir ein Haus bauen“, berichtet auch satis&fy Project Manager Christoph Grobe. „Wir haben, bevor es mit der eigentlichen Projektumsetzung los ging, eine Woche lang Wände aufgerissen, Türen eingebaut, Holzbalken in der Farbe der Location gestrichen und 400 Fensterscheiben abgedunkelt, um den außergewöhnlichen Charakter der Location zu erhalten. Zudem wurde eine Rollstuhlrampe gegossen, Stromanschlüsse wie auch Estrich wurden verlegt. Überall standen Bagger und schweres Arbeitsgerät herum.“ Spannrahmen seien bei dieser Veranstaltung kaum verbaut worden, was bei Events für den Sportartikelhersteller eher selten vorkomme.
So sollte zum Erhalt der ursprünglichen Hallenatmosphäre weitestgehend auf den Einsatz von Traversen verzichtet werden. Ziel war es, die Technik möglichst unsichtbar in die Gestaltung einzubinden, was mit Strom-Schienen gelang. Grundlicht aus ETC Source4 Mini und Arri 300W- sowie 650W-Stufenlinsen gab es für die Künstlerflächen. Es inszenierte die dreidimensionale Struktur der Wände. Eine LED-Leinwand aus 243 Panels LEDitgo SB3 Elementen (3,75m Pixel Pitch) wurde in einem Bereich aufgestellt, den Nike der „Genealogy of Nature Motion“ widmete.
Neben dem Ausbau der Künstlerflächen konnte satis&fy mit eigenen Sonderbaulösungen punkten. So thematisierte eine Fläche die Flyknit-Technologie von Nike. Dafür fertigte satis&fy Mooswürfel aus einer mit Lochblech belegten, vor Ort zusammengeschraubten und von einem italienischen Landschaftsarchitekten mit Moos beklebten Stahlkonstruktion an. An anderer Stelle kamen 25 Sitzwürfel zum Einsatz, die nach Designvorgabe mit einer 3D-Fräse aus Modellbaumaterial gefertigt und im Anschluss mit Polyurea-Oberfläche beschichtet wurden. Für die Ausstellung verschiedener futuristisch-kreativ inszenierter Nike Schuhmodelle brachte man 25 hinterleuchtete und in Karben vorgefertigte Glasvitrinen nach Mailand.
satis&fy übernahm nicht nur den Aufbau der acht Künstlerflächen, auch den Transport der Ausstellungsstücke wickelte die satis&fy Logistik ab. „Jeder Künstler hatte individuelle Auflagen und Ansprüche“, erklärt Grobe. Für den Designer Max Lamb beispielsweise musste ein vier Tonnen schwerer Granitblock in die Halle transportiert und mit Druckluft zum Schweben gebracht werden.
Nach drei Wochen Aufbau und einer Veranstaltungswoche ging es für die Planungs-, Konstruktions- und Projektteams Ende April wieder zurück nach Deutschland, in die Niederlande und die USA ― im Gepäck das Wissen, etwas Großes auf die Beine gestellt zu haben.
Photos: Lorenza Mercuri, photoshootmi.com