satis&fy setzt Lichtfestival in den Swarovski Kristallwelten in Szene
Jetzt wurde das von André Heller konzipierte Gelände im Inntal erstmals Schauplatz eines besonderen Festivals: Über 20 Tage hinweg, vom 30. Januar bis 19. Februar 2017, fanden nach Sonnenuntergang außergewöhnlich sehenswerte Installationen aus Licht und Klang ihren Platz. Verantwortlich für die Kreation des Lichtfestivals ist das Künstlerkollektiv phase7 performing.arts. Dahinter verbergen sich Björn Hermann (Björn Hermann lichtdesign), Sven Sören Beyer (Artistic Director), Frieder Weiss (Visual Art) und Christian Steinhäuser (Music Director). Die Produktionsleitung für das Projekt lag in den Händen von StudioNOW Berlin, die Entscheidung für die technische Umsetzung fiel auf die satis&fy AG. Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen für die Österreichischen Kristallspezialisten gearbeitet. Ausschlaggebend für die Wahl des technischen Dienstleisters war aber auch der hohe Anspruch der Aufgabe und Konzeption, sowie die Qualität des eingesetzten Materials und der besondere Umgang damit. Es galt eben keine Messehalle, sondern eine vier Hektar große Außenanlage mit mehr als 800 unterschiedlichsten Scheinwerfern und Lichtquellen zu bestücken, darunter zahlreiche ASTERA AX3 und AX10, die über ein LumenRadio Sendersystem kabellos angesteuert wurden.
Der Wall, eine Anhöhe, die den Park linksseitig über 300 Laufmeter flankiert, wurde mit 56 Clay Paky Mythos Scheinwerfern versehen – ein schwieriges Unterfangen, da zum Zeitpunkt des Aufbaus tiefer Schnee lag und alle im Abstand von sechs Metern angebrachten Spots regenfest und diebstahlsicher installiert werden mussten. Noch eine Spur weiter und schärfer in den Himmel schossen 20 Clay Paky Supersharpys auf dem verglasten Spielturm der Anlage, hier kam zudem ein Lasersystem von der Firma Laserfabrik zum Einsatz.
Mit der lokalen Kranfirma brachte man das nötige Material auf 20 Meter Höhe, um nun die in Position gerückten, auf einer aufwändig nivellierenden Traversenkonstruktion installierten Scheinwerfer für die Spielzeit wind- und regensicher zu machen. Über etliche Kilometer hinweg malten die Scheinwerfer wundervolle Formationen in den Nachthimmel und verbanden sich als Ausgangspunkt der Installation mit dem Gesamtkunstwerk, das Lichtdesigner Björn Hermann und Sven Sören Beyer über mehrere Tage mit dem satis&fy Team einrichtete und programmierte.
Als eine ganz besondere Herausforderung beim 12-tägigen Aufbau erwiesen sich die Wetterbedingungen. Temperaturen zwischen +5 Grad am Tag und -20 Grad in der Nacht können nicht nur der in den frühen Morgen und späteren Abendstunden aufbauenden Crew, sondern auch der Technik zusetzen.
Die sechs auf dem Gelände platzierten Stationen, die für die Strom- und Signalverteilung der Lichtquellen und Beschallungsanlage sorgten, mussten mit Rackheizungen temperiert und vor Feuchtigkeit geschützt werden. Auch steifgefrorene Kabel benötigten beim Aufbau Heizlüfter, um wieder geschmeidig durch die Hände zu fließen. So bedurfte es allerlei Improvisationstalent, um der Kälte zu trotzen.
Ebenso herausfordernd war die Weitläufigkeit des Geländes. So sollte das komplette Lichtsystem am Ende zentral von einer Position gesteuert werden, während des Aufbaus und der Einrichtungsphase musste aber dennoch die Möglichkeit bestehen, mit mehreren Konsolen auf dem Gelände gleichzeitig an der Show zu arbeiten. Für die reibungslose Signalverteilung über vier Hektar hinweg mussten 14 DMX Universen (und knapp 6500 Parameter) überall auf dem Gelände ohne Verzögerung bereitgestellt werden, während man kurzerhand entschied, dass die Hausnetzwerktechnik sich dafür hervorragend eignete. Schnell wurde hier eine autarke Signalversorgung an den verschieden Highlightpunkten über die möglichen Abgreifpunkte der Anlage initialisiert und auf die Signalsprache der Licht und Tontechnik übersetzt.
Doch nicht nur die Reichweite der Technik, auch die eines Lichttechnikers war beachtlich. So konnten die Fitnesstracker der Crewmitglieder nach Feierabend schon mal 16 bis 20 Kilometer Laufleistung anzeigen. Der Einsatz großer und motorisierter Gerätschaften waren während des laufenden Besucherbetriebs keine Alternative – wegen des tiefen Schnees waren analoge breit bereifte Bollerwägen und Schlittengefährte die Mittel der Wahl.
Damit die Installation ein perfektes und mystisch anmutendes Gesamtkunstwerk werden konnte, musste nun noch die eigens komponierte Klanguntermalung mit der Lichtprogrammierung verwoben werden.
Das Soundfile wurde mittels Timecodesignal mit dem Lichtsystem (HOG4) synchronisiert. Es wirkte, als würde der Komponist der Musik die Scheinwerfer jeweils 20 Minuten lang wie ein Orchester über die Kristallwelten dirigieren – ein Effekt, der für staunende Blicke und offene Münder der Besucher sorgte.
Schneeweiß verkleidete Beschallungstürme ergänzten die bestehende Hausanlage und fügten sich harmonisch in die Optik der weiß beschneiten Landschaft ein. Während des Soft Openings zwei Tage vor der eigentlichen Eröffnung konnten letzte Handgriffe gemacht werden; ein bis zwei Servicetechniker blieben während der Laufzeit des Festivals vor Ort, um jederzeit einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können.
Fotos: Sandra Sommerkamp